Wirtschaft - Märkte - Organisation: Die Kultur der modernen Ökonomie

Wirtschaft - Märkte - Organisation: Die Kultur der modernen Ökonomie

Marie Jahoda-Summer School of Sociology Vienna

11.-16. Juli 2011

Moderne Ökonomien kennen zwei zentrale Strukturprinzipien: Märkte, auf denen sich die Verteilung von Gütern über den Preismechanismus und Wettbewerb vollzieht; sowie Organisationen, die ihre Ziele wie Wertschöpfung oder Ressourcenzuteilung vermittels funktionaler Differenzierung, formaler Regeln und hierarchischer Prozesse verfolgen.

Märkte und Organisationen stehen seit jeher in einem Wechselverhältnis. Waren es für Max Weber die Funktionsweisen kapitalistischer Märkte, die ein „stahlhartes Gehäuse“ instrumenteller Rationalität erzwangen, so inkorporieren gegenwärtig Organisationen Mechanismen marktbasierter Entscheidungsfindung. Wurde „Rationalisierung“ einst als Stärkung funktionaler hierarchischer Ordnung verstanden, so stellt sich heute ökonomische Rationalität vielfach als Orientierung an Marktpreisen und  Stärkung von Wettbewerben dar. In Zeiten eines „neuen Geistes des Kapitalismus“ schließlich scheint Wertschöpfung nicht allein aus formalrationalen Organisationsprinzipien und Marktkonkurrenz zu entstehen, sondern vermehrt aus Kooperationen in Projekten, der Bildung von Netzwerken und flexiblem Selbstmanagement.

Wie wirtschaftliche Prozesse insgesamt, so sind auch Märkte und Organisationen eingebettet in übergreifende gesellschaftliche Strukturen. Kulturelle Werte und politische Entscheidungen haben prägenden Einfluss auf die Ökonomie, ökonomische Vorgänge richten sich auch nach sozialen Normen aus. Die Kultur der Märkte übersteigt den homo oeconomicus, und so hat die neuere Wirtschaftssoziologie in ihren verschiedenen Facetten aufzeigen können, dass das Handeln auf Märkten und in Organisationen, in Netzwerken und im (Selbst)Management als vielschichtiges soziales Handeln zu verstehen ist und nicht auf eine außersoziale ökonomische Rationalität zurückgeführt werden kann. Damit werden auch aktuelle Prozesse wie die „Ökonomisierung“ sozialer Felder selbst als kulturelle Muster gesellschaftlicher Organisation erkennbar.

Die Marie Jahoda Summer School of Sociology wird thematisch in diesem Spannungsfeld von Märkten, Organisation und der Kultur des ökonomischen Handelns angesiedelt sein. Sie nimmt Wettbewerbe, Unternehmen, Management und Organisationen im ökonomischen Feld in den Blick und spart hierbei auch jene gesellschaftlichen Sphären wie Kunst, Religion, Sport, Mode, Popkultur oder Medien nicht aus, die heute selbst Exempel einer Kultur der Märkte sind.

Engagierte DoktorandInnen, die ihre Dissertationen mit den genannten Themen verbinden, haben Gelegenheit, ihre Ideen, Konzepte und Analysen mit soziologischen Expertinnen und bekannten Vertretern des Faches zu diskutieren. Empirischen Fragen und theoretischen Ansätzen, methodologischen Problemen und materialen Forschungen wird dabei gleichermaßen Rechnung getragen. Vorträge führender FachsoziologInnen werden jeweils die thematischen Blöcke rahmen, in denen die TeilnehmerInnen der Summer School ihre Arbeiten präsentieren. Ein integrierter Workshop zur qualitativen Organisationsforschung dient der methodischen Qualifizierung. Ein Rahmenprogramm macht mit kulturellen Übersetzungen von Märkten und Organisationen bekannt. Die Sprachen der Summer School sind Deutsch und Englisch. Über die Teilnahme an der Marie Jahoda Summer School of Sociology wird ein Zertifikat ausgestellt. Es können 7 ECTS-Punkte erworben werden.

Die Teilnahme an der Summer School beruht auf einem Auswahlverfahren, das die Beteiligung von bis zu 18 DoktorandInnen zulässt. Bewerbungen auf Deutsch oder Englisch sollten ein kurzes Motivationsschreiben, ein Exposé des eigenen Dissertationsprojektes im Umfang von max. fünf Seiten sowie ein Curriculum Vitae umfassen. Wir laden zu Bewerbungen bis zum 31. Mai 2011 ein. Die ausgewählten BewerberInnen werden innerhalb einer Woche informiert. Die Marie Jahoda Summer School of Sociology erhebt keine Teilnahmegebühren. Fahrt- und Übernachtungskosten tragen die TeilnehmerInnen selbst. Die Summer School unterstützt Anträge der TeilnehmerInnen auf Reisestipendien bei Förderungsinstitutionen und kann bei der Organisation günstiger Unterbringungen in Wien behilflich sein.

Leitung der Marie Jahoda Summer School of Sociology: Univ.-Prof. Dr. Sighard Neckel

Gefördert aus Sondermitteln der Fakultät für Sozialwissenschaften