Presse/Medien-Einträge


Warum wir uns vor dem Falschen fürchten

Roland Verwiebe
2015-02-02
OE1 Radiokolleg
Medienbericht

Welche Politiker und Politikerinnen sich gut anziehen

Eva Flicker
2015-01-30
Der Standard. Rondo
Expertenkommentar

Grenzenlos arbeiten, Forschungsnewsletter Uni Wien, Videointerview

Laura Wiesböck , Roland Verwiebe , Raimund Haindorfer
2015-01-28

Informationen: https://www.youtube.com/watch?v=RcOgab-yCuI

Medienbericht

Grenzenlos arbeiten

Roland Verwiebe , Christoph Reinprecht , Laura Wiesböck , Raimund Haindorfer
2015-01-28
Medienportal Univie
Medienbericht

Die Mittelschicht in Österreich

Roland Verwiebe
2014-12-03
ORF ZIB Magazin
Medienbericht

Geo Magazin: Fortgehen – eine starke Erfahrung. Der Wiener Migrationsforscher Raimund Haindorfer über das Glück der Pendler und den Neid der Daheimgebliebenen (Interview)

Raimund Haindorfer
2014-11-01
Geo Magazin
Medienbericht

Studieren ist keine Pflichtveranstaltung

Roland Verwiebe
2014-10-21
OE1 'Von Tag zu Tag'
Medienbericht

Wer lehrt, hat auch einmal studiert

Roland Verwiebe
2014-10-14
Uni:view Magazin
Medienbericht

Was wäre, wenn wir nur 30 Stunden arbeiteten?

Jörg Flecker , Carina Altreiter , Theresa Fibich
2014-09-27

30 Stunden Arbeit pro Woche: So würden wir leben. Ein Szenario in acht Akten.

Um 15 Uhr ist Schluss. Nicht nur freitags, sondern jeden Tag. Für alle. 30 Stunden Arbeit pro Woche – das bringt Zeit für die anderen wichtigen Dinge des Lebens. Für Familie, soziales Engagement oder einfach Entspannung. Idealerweise mit ebenso viel Gehalt wie bei 40 Stunden.

Die "kurze Vollzeit" klingt nach zu schöner Utopie. Doch ist sie ein Szenario, das immer mehr Forscher skizzieren. Mit Vorteilen für die Gesellschaft, Wirtschaft, für Unternehmen. Vergangene Woche stellten Experten in Wien beim Kick-off des Forschungsnetzwerks SOZNET die Frage: "Wie zeitgemäß sind unsere Arbeitszeiten?"

Eine 30-Stunden-Woche hätte massive Folgen – die KURIER Karrieren prüfen das reduzierte Arbeitszeit-Konzept: Was wäre wenn? Was würde eine 30-Stunden-Woche bewirken?

  1. Schafft mehr Beschäftigung  Neu ist die Idee einer kürzeren Arbeitswoche nicht: In jeder Krise kam diese Debatte auf – das Kalkül dahinter: Arbeitslosigkeit einzudämmen. Doch in dieser Krise? Kaum. Die Debatte um weniger Arbeitszeit für den Einzelnen wurde in anderen Ländern laut diskutiert, in Österreich jedoch eher mit vorgehaltener Hand. Doch Kurzarbeit, die war ein Thema und sie hat viele Arbeitsplätze gesichert: Laut AMS waren es seit 2009 10.730 Vollzeit-Arbeitsplätze. Andere Betriebe, vor allem in der Elektronikindustrie, haben eine andere Lösung gefunden und in den vergangenen Jahren die sogenannte Freizeitoption eingeführt: Beschäftige entscheiden sich hier statt der jährlichen kollektivvertraglichen Lohnsteigerungen für mehr Freizeit. Für Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer Wien, ist die Freizeitoption der größte Fortschritt zur Arbeitszeitverkürzung. Als WIFO-Forscher hat er bereits vor Jahren ein Modell der Arbeitszeitverkürzung erstellt, das nicht an Aktualität verloren hat. Sein Fazit: Eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zehn Prozent – auf 35 Stunden – bringt ein Beschäftigungswachstum von drei bis vier Prozent – das entspricht 100.000 neuen Jobs. 
    Mit steigender Beschäftigung, die eine 30-Stunden-Woche mit sich bringen würde, würde auch die Massenkaufkraft steigen. Der Soziologe Jörg Flecker weist darauf hin, dass das 30-Stunden-Modell nicht mit reduziertem Gehalt einhergehen dürfe. Denkbar seien etwa sozial gestaffelte Gehaltsmodelle – nur die oberen Einkommensschichten verzichten auf Gehalt. Das Gelsenkirchener Institut für Arbeit und Technik hat zudem formuliert, dass es eine Begrenzungen der Arbeitszeit nach unten geben müsste – um die Menschen vor prekären Minijobs zu schützen. Für Ökonom Helmut Spitzley dürfe kurze Vollzeit keine starre Norm sein, sondern allenfalls ein Richtwert. Arbeitszeit solle flexibel gestaltbar sein, schreibt er im Essay "Kurze Vollzeit für alle".
     
  2. Schafft mehr Produktivität Die Produktivität würde sich in Marterbauers Modell um sechs bis sieben Prozent pro geleisteter Arbeitsstunde erhöhen. "Bei steigender Produktivität würden die Stundenlöhne steigen, die Monatslohnsumme gleich hoch bleiben wie bei der 40-Stunden-Woche" , so Marterbauer. Die Unternehmen hätten also keinen Nachteil.
    Die kurze Vollzeit kennt viele Gegner: Einer davon ist der deutsche Wirtschaftsökonom Wolfgang Scherf. Seine Argumente: Kurze Vollzeit könne zwar Arbeitslosigkeit verhindern, sie aber nicht reduzieren. De facto müssten die Beschäftigten auf Reallohn verzichten, damit mehr Beschäftigung möglich sei. Lohnerhöhungen wären nicht drin – denn damit würden die Stundenlöhne stärker wachsen als die Produktivität. Inflation und Arbeitslosigkeit wären die Folge.
     
  3. Wir hätten weniger Stress "Es gibt zwei Währungen für Wohlstand: Geld und Zeit", schreibt Spitzley. Wo findet der Mensch wohl eher das Glück? "Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit in der Arbeit verbracht" – das werden die wenigsten am Sterbebett sagen. Fakt ist: Die Zeitnot nimmt zu. "Beruflicher Stress und Arbeiten ohne Ende sind typische Merkmale eines Mangels an Zeitwohlstand", schreibt der Ökonom Helmut Spitzley.
     
  4.  Wir könnten länger arbeiten Stress und Hektik machen unglücklich und krank, zeigen Studien. Soll der Mensch länger im Erwerbsleben bleiben, darf er im Job nicht verschrottet werden. Dass kürzere Arbeitszeiten die Gesundheit erhalten und so ein längeres Erwerbsleben ermöglichen, ist ein mächtiges Argument. Kürzere Arbeitszeiten ermöglichen zudem mehr Zeit und Muße für Bildung – in unserer schnelllebigen Welt ein großer Pluspunkt. 
     
  5.  Schafft mehr Freiheit Derzeit passt der Arbeitnehmer seine Bedürfnisse weiter an den Arbeitgeber an. "Die Realität ist, dass die Beschäftigungszeiten an das Husten der Märkte angepasst sind", sagt der Soziologe Klaus Kraemer von der Uni Graz. Flexibilisierung sei laut Kraemer durchaus wichtig und notwendig. Doch man müsse unterscheiden zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Flexibilisierung der Arbeitszeit. Sie dürfe keine Einbahnstraße sein.
     
  6. Gut für die Umwelt Am vergangenen Dienstag waren die Straßen in New York gesäumt von friedlichen Demonstranten. Unter ihnen Größen wie UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und Ex-US-Vizepräsident Al Gore. Anlass war der UN-Klimagipfel, wo auch Obama und Schauspieler Leonardo DiCaprio dazu aufriefen, den weltweiten CO2-Ausstoß deutlich zu senken, um die Klimaerwärmung zu stoppen. Die Reduktion von Arbeitszeit würde laut Klimaschützern dazu beitragen. Die Rechnung ist einfach: Je weniger produziert wird, desto weniger Rauch geht durch den Schlot. 2009, in der Krise, erreichte der Treibhausgasausstoß in Österreich den tiefsten Stand seit den 1990ern. Zudem: Wer mehr Muße hat, spart in der Organisation des Alltags. Wer langsamer geht, verbraucht quasi weniger.
     
  7. Schafft mehr Gerechtigkeit Die 30-Stunden-Woche würde männerdominierte Unternehmenskulturen aufbrechen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern – ein Vorteil für Männer und Frauen. "Sie könnte das Ungleichgewicht zwischen Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten reduzieren", sagt Carina Altreiter, Soziologin an der Uni Wien. Und damit auch das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern. 45,9 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es nur 8,9 Prozent. Jede vierte Frau würde gern ihren Teilzeitjob aufstocken, ergibt der Arbeitsklimaindex. Laut Jörg Flecker will jeder dritte Mann weniger arbeiten.
     
  8. Würde Frauen entlasten "Die Vollzeit auf 30 Stunden bei gleichbleibendem Lohn zu reduzieren, wäre für Frauen eine Entlastung, gerade in Niedriglohnbranchen", sagt Altreiter. Sie hätten mehr Zeit für Familie. Umgekehrt hätten Frauen in geringer Teilzeit die Chance, ihre Stunden aufzustocken – was mehr Geld auf dem Konto bedeutet. Für die sinnvolle Umsetzung der 30-Stunden-Woche seien flankierende Maßnahmen nötig, um das Arbeiten für Frauen zu ermöglichen, sagt die Soziologin. Wie der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen. Eine 30-Stunden-Woche könne auch die Verteilung unbezahlter Arbeit in Richtung Gleichstellung verändern, sagt Altreiter. Die bleibt nämlich vor allem bei Frauen hängen. Allerdings: Garant, dass sich dann Männer mehr um den Haushalt kümmern, biete die 30-Stunden-Woche nicht – dazu brauche es ein Umdenken in der Gesellschaft.  

 

PRO: Markus Koza ist Bundessekretär der AUGE/UG (Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen /Unabhängigen GewerkschafterInnen).

Wie viele Arbeitsstunden sollten es pro Woche sein?
In einem ersten Schritt wollen wir den 7-Stunden-Normalarbeitstag und eine deutliche Reduktion der Überstunden. Zusätzlich braucht es über die gesamte Erwerbsphase hinweg Rechtsansprüche auf längere, zusammenhängende berufliche Auszeiten bei gleichzeitiger sozialer Absicherung – etwa zur Burn-out-Vorbeugung oder Weiterbildung. Mittelfristiges Ziel ist der 6-Stunden-Arbeitstag und die 30-Stunden Woche als neuer Vollzeitstandard kombiniert mit Mindestarbeitszeiten bei Teilzeit, um die Einkommenslücke zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigten zu reduzieren.

30-Stunden-Woche: Was bringt’s, was nicht?
Jedenfalls würde eine 30-Stunden-Woche den Beschäftigten mehr Freizeit, mehr Zeit für Erholung und weniger arbeitsbedingte Erkrankungen bringen. Ein zusätzlicher Effekt wäre der Rückgang von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung. Zusätzlich birgt sie die Chance auf eine gerechtere Verteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Hausarbeit zwischen Männern und Frauen. Allerdings nicht automatisch, dazu braucht es ein entsprechend bedarfsgerechtes Angebot an Kinderbetreuungs- und Pflegeeinrichtungen und einen Werte- und Einstellungswandel hinsichtlich der Geschlechterrollen in Haushalt und Arbeitswelt.   

Wer würde von  Arbeitszeitreduktion am meisten profitieren?
Alle. Die ArbeitnehmerInnen gewinnen mehr Zeit, Chancen und Einkommen. Beispiele aus Skandinavien zeigen, dass durchaus auch die Unternehmen gewinnen: Wo der 6-Stunden-Arbeitstag eingeführt wurde, gingen Krankenstände zurück und stiegen Arbeitszufriedenheit und Produktivität der MitarbeiterInnen deutlich. Staat und Gesellschaft profitieren, weil Ausgaben für Arbeitslosigkeit und Gesundheit sinken und den BürgerInnen wieder Zeit für ehrenamtliches und zivilgesellschaftliches Engagement bleibt. Also eine Win-win-win-Situation. Worauf warten wir noch?      
 

 

CONTRA: Rolf Gleißner ist stv. Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit in der Wirtschaftskammer Österreich.

Wie viele Arbeitsstunden sollten es pro Woche sein?
So viele, wie Unternehmen und Mitarbeiter vereinbaren. Die EINE Arbeitszeit gibt es nicht, jeder Mensch, jedes Unternehmen hat andere Bedürfnisse. Wenn Gesellschaft und Arbeitswelt immer individueller und vielfältiger werden, müssen auch Arbeitszeiten vielfältiger und flexibler werden. Der europäische Vergleich  zeigt: Je fortschrittlicher die Wirtschaft, desto verbreiteter flexible Arbeitszeiten – Skandinavien liegt an der Spitze. Natürlich muss es Höchstgrenzen für die Arbeitszeit geben. Aber ein 30-Stunden-Korsett für alle passt in die moderne Gesellschaft wie „die Faust aufs Auge“.

30-Stunden-Woche: Was bringt’s, was nicht?
Das Beispiel Frankreich zeigt, was eine aufgezwungene, generelle Arbeitszeitverkürzung bringt: höhere Kosten für Betriebe und Budget, Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und mehr Arbeitslose als vor der Verkürzung! Natürlich spricht nichts gegen den Trend, dass Unternehmen und Mitarbeiter immer öfter 30 Stunden Arbeitszeit vereinbaren. Beide erhalten maßgeschneiderte Arbeitszeiten, Mitarbeiter haben mehr Zeit z. B. für die Familie.  

Wer würde von   Arbeitszeitreduktion am meisten profitieren?
Von einer individuell vereinbarten Arbeitszeitreduktion können Unternehmen, Mitarbeiter und Arbeitsuchende profitieren, weil die Beteiligten ihre Bedürfnisse am besten kennen. Dementsprechend zufrieden sind die meisten Teilzeit- wie Vollzeitbeschäftigten mit ihrer Arbeitszeit. Hingegen hat von einer aufgezwungenen, generellen Arbeitszeitverkürzung kaum jemand etwas, wie das Beispiel Frankreich zeigt, höchstens noch die Mitarbeiter mit fest abgesicherten Jobs.

Kurier
Medienbericht

Sind 30 Stunden pro Woche genug?

Jörg Flecker , Carina Altreiter , Theresa Fibich
2014-09-23

Reicht das Geld, möchten viele Arbeitnehmer nicht Vollzeit arbeiten, ist das Fazit einer Tagung zu zeitgemäßen Arbeitszeiten.

Wien. Beim Stichwort "Freitag-Frühschluss" müssen alle Anwesenden lachen. Vielleicht deshalb, weil das wie ein Relikt der Welt von gestern klingt. Der "Normalarbeitstag" von rund acht Stunden, erkämpft in den 1970er Jahren, wird immer seltener. Wenn er überhaupt so je existiert hat. Eine 30-Stundenwoche, so das Fazit einer Tagung von Soznet, einem neuen Forschungsnetzwerk der Universität Wien, wäre wesentlich zeitgemäßer. Große Teile der Beschäftigten und der Unternehmer wünschen sich eine Verkürzung. Weniger arbeiten ist möglicherweise gut gegen die Krise und den Klimawandel.

Hohe Produktivität
"Normale" Arbeitszeiten gibt es in Österreich eigentlich nicht. 38,8 Stunden in der Woche sind üblicherweise vereinbart, normalerweise leisten die Österreicher aber gute 42 Arbeitsstunden in der Woche. Unter den 28 EU-Staaten liegen die Österreicher damit sogar auf Platz zwei. Nur die Briten arbeiten etwa zwanzig Minuten in der Woche mehr. Das geht aus Berechnungen von Carina Altreiter und Theresa Fibich hervor. Die beiden Sozialwissenschafterinnen weisen auch auf die ungleiche Verteilung der Arbeit hin: Selbständige in der Land- und Forstwirtschaft haben mit 57 Stunden die längsten Arbeitswochen. Die Zahl der Überstunden ist aber mit 270 Millionen pro Jahr in ganz Österreich erschreckend hoch. Zwanzig Prozent davon sind unbezahlt, erklären Altreiter und Fibich.

Nun müssen die Österreicher nicht deshalb so lange arbeiten, weil sie einfach langsam sind: Berechnungen der Statistikbehörde Eurostat zeigen, dass die Arbeitsproduktivität in Österreich im EU-Vergleich sehr hoch ist.

Weniger wäre tatsächlich mehr
Könnte es also auch etwas weniger sein? Wenn es nach denjenigen geht, die 40 Stunden und mehr in der Woche arbeiten, auf jeden Fall ja. 20 bis 35 Stunden Erwerbsarbeit in der Woche sind das Ideal vieler. Für die Erwerbstätigen sind 30 Stunden in der Woche also genug. Vorausgesetzt allerdings, das Geld reicht. Wer gebildet ist und (vermutlich) eher viel verdient, ist auch eher bereit, zugunsten kürzerer Arbeitszeiten auf Geld zu verzichten. Geringverdiener können das nicht, auch wenn sie ebenfalls verkürzen möchten. Allerdings sind 22 Prozent der Pflichtschulabsolventen ebenso bereit, für kürzere Arbeitszeiten auf Einkommen zu verzichten. Das zeigte Hubert Eichmann, Sozialwissenschafter am Wiener Institut Forba, in seinem Vortrag.

Auch für die Unternehmen scheinen 30 Stunden in der Woche völlig in Ordnung zu sein. Etwas mehr als ein Viertel aller Arbeitsplätze in Österreich sind heute bereits Teilzeitstellen. Dies allerdings oft nicht im Sinne der Verbesserung der Lebensqualität der Beschäftigten. Gerade teilzeitbeschäftigte Frauen wünschen sich oft mehr Stunden und eine Arbeit, die ihren Qualifikationen entspricht.

Die Tagung zeigt auch, dass die Flexibilisierung der Arbeitszeit der letzten Jahre (u.a. Zunahme von Leiharbeit, freien Dienstverträgen und geringfügiger Beschäftigung) oft zulasten der "freien" Zeit geht. Unter den abhängig Beschäftigten sind die "Ein-Personen-Unternehmen" und die freien Dienstnehmer diejenigen mit den längsten Arbeitszeiten.

Rolle des Sozialstaats
Neben den Erfordernissen der Unternehmen hat die Arbeitszeitflexibilisierung auch mit der politischen Neugestaltung der sozialen Sicherungssysteme zu tun. Roland Atzmüller und Fabienne Décieux von der Johannes Kepler Universität Linz fassen diese Veränderungen als "Ab-, Um- und Nichtausbau" zusammen. Diese Umgestaltungen bringen auch Veränderungen für die mit Erwerbsarbeit verbrachte Zeit mit sich. Die beiden Wissenschafter machen vier Tendenzen aus: Der "neue" Sozialstaat bewirkt erstens eine Verlängerung der Erwerbsarbeitszeit (man muss zum Beispiel länger arbeiten, bis man Anspruch auf Arbeitslosengeld hat), er tendiert zweitens zur Ökonomisierung der Freizeit (indem zum Beispiel Bildung zunehmend vermarktlicht wird), er "re-familiarisiert" drittens die Reproduktionsarbeit (indem Karenzzeiten ausgeweitet werden) und "ethnisiert" viertens die Pflegearbeit. Das Beispiel von Atzmüller und Décieux ist hier die 2007 beschlossene Regelung zur 24-Stunden-Pflege. Die heutigen Sozialstaaten, so das Fazit, nehmen Errungenschaften der alten Wohlfahrtsstaaten zurück.

Auch im Sinne des Klimawandels hätte eine 30-Stunden-Woche Vorteile, worauf Hubert Eichmann vom Forba hinweist. Wenn weniger gearbeitet wird, wird auch weniger produziert, weniger verbraucht und weniger CO2 emittiert. Kürzere Arbeitszeiten könnten helfen, das (geringere) Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.

Reduktion unwahrscheinlich
Auch wenn sich kürzere Arbeitszeiten in Krisensituationen bewähren (Stichwort Kurzarbeit) und auch fürs Klima besser wären, hält Eichmann eine baldige Reduzierung der gesetzlichen Normal-Arbeitszeit für unwahrscheinlich. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter langsam schwindet. Apropos Pensionsantrittsalter: Den langen Ausbildungen, der Zunahme von Teilzeitarbeit und dem Trend zur Frühpensionierung zum Trotz ist die Lebensarbeitszeit wie überall in Europa auch in Österreich 2010 um 2,8 Jahre länger als noch 2001.

Wiener Zeitung
Medienbericht

Mehr Arbeit, weniger Vollzeitbeschäftigung

Roland Verwiebe
2014-06-10
ORF
Medienbericht

Geschichte der Gastarbeit, daStandard.at, Interview

Laura Wiesböck
2014-05-22

Informationen: http://derstandard.at/2000001427750/Die-oesterreichische-Unterschicht-ist-aufgestiegen-ohne-eigenes-Zutun

Expertenkommentar

Arbeitsmarktöffnung und Migration - Trends in Österreich, FORBA Trendbericht

Laura Wiesböck , Raimund Haindorfer
2014-05-12

Informationen: http://issuu.com/buero_markus_zahradnik/docs/trendreport_4_2014_online/3?e=1365331%2F7610322

Forschung

Mediale Inszenierung von Eliten

Eva Flicker
2014-03-30
Sonstige

Radiosendung: Mediale Inszenierung von Eliten

Eva Flicker
2014-03-30

Interview mit Eva Flicker

Ö1
Medienbericht

Kurier: Moderne Nomaden. Mobilität und interkulturelles Wissen der Mitarbeiter werden im Business immer stärker genutzt (Interview)

Raimund Haindorfer
2014-03-13
Kurier
Medienbericht

Eliten und Referenzhöllen

Eva Flicker
2014-03-04
derStandard.at
Medienbericht

Migrationshintergrund: Hürden trotz Studiums

Roland Verwiebe
2013-11-16
"Salzburger Nachrichten" Nr. 266
Medienbericht

Ö1 Morgenjournal

Roland Verwiebe
2013-11-15
Medienbericht

„Es braucht ein anderes Klima“ Studie unter Roland Verwiebe an der Uni Wien: Akademiker mit Migrationshintergrund vielfach diskriminiert

Roland Verwiebe
2013-11-15
"Wiener Zeitung" Nr. 222
Medienbericht