Presse/Medien-Einträge


Fehlende Planbarkeit und Wertschätzung

Nina-Sophie Fritsch
2015-08-06

Wien (APA-Science) - Die Soziologin Nina-Sophie Fritsch beschäftigt sich mit Karriereverläufen von Frauen an der Universität. Sie hat die Gründe für einen selbst gewählten Ausstieg aus dem Wissenschaftsleben untersucht.

Wer trotz vorhandener Stelle der Universität den Rücken kehrt, macht das nicht aufgrund der Arbeit. "Zur wissenschaftlichen Tätigkeit an sich gab es sehr großen Zuspruch. Aber die Rahmenbedingungen waren letztlich ausschlaggebend für den Ausstieg", führt Nina-Sophie Fritsch aus. Die Soziologin, die derzeit ihre Dissertation zu diesem Thema an der Universität Wien abschließt, hat für ihre qualitative Untersuchung insgesamt 22 Interviews geführt, ausgewertet und zum Teil bereits Publikationen dazu veröffentlicht. "Ich habe sowohl Frauen interviewt, die aus der Wissenschaft ausgestiegen sind, als auch Frauen in Managementpositionen, sprich Vizerektorinnen oder Rektorinnen", erklärt Fritsch.

Dabei sei es gar nicht vorrangig um die Bezahlung gegangen - als deutlich belastender wurden Befristungen, mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten und die generell kurzfristige Planbarkeit bewertet. Der Druck, Drittmittel einzuwerben, steige. "Oft muss man sich seine Post-Doc-Stelle selber aufstellen, selber Projektanträge schreiben." Dabei sei die Bewilligungsrate gering - und ob man im kommenden Semester oder Jahr noch eine Stelle habe, entscheide sich kurzfristig.

Geografische Mobilität gefordert

Hinzu komme der Imperativ der Internationalität. "Es ist eigentlich schon ein Must-have, einen bestimmten Berufsabschnitt - wir sprechen hier von drei bis sechs Jahren, also die Prae-Doc- oder Post-Doc-Phase - im Ausland zu verbringen." Vor allem auch in den höheren Positionen werde geografische Mobilität vorausgesetzt. "Man muss bereit sein, alle fünf Jahre in ein anderes Land umzuziehen", so die Soziologin. Das betreffe zwar beide Geschlechter - doch zusätzliche Schwierigkeiten ergeben sich vor allem für Frauen in der Familiengründungsphase und in Zusammenhang mit Betreuungspflichten.

Die Interviewpartnerinnen, die sich für einen Ausstieg entschieden haben, waren zu dem Schluss gekommen, dass ihr in einer langen, intensiven Ausbildung erworbenes Wissen und Können in anderen Bereichen am Arbeitsmarkt deutlich mehr geschätzt werde.

Habilitationsmodell oder Tenure-Track

Vom Tenure-Track-Modell (Anm.: gestuftes Karrieresystem), das eine Planbarkeit universitärer Karrieren ermöglichen soll, ist Fritsch nur halb überzeugt. "Ich glaube, wir sind hier an einer Schnittstelle, wo viele unterschiedliche Prozesse laufen, die nur schwer miteinander zu verbinden sind", meint sie. Einerseits gehe es um Internationalisierung, werde verstärkt auf Peer Review Journals, auf die Zahl der Publikationen und Drittmitteleinwerbung gesetzt. "Diese internationalen Maßstäbe sind auch gut und richtig, wurden aber bisher so nicht gelebt. Man will sich am Besten orientieren, aber da gibt es noch Lücken in der Basis", so ihre Überzeugung.

Ob Tenure-Track oder Habilitation, grundsätzlich gebe es viel zu wenige Stellen, konstatiert sie. Die Besten würden ausgesiebt. "Wir konkurrieren in den Sozialwissenschaften mit den Engländern, Amerikanern, Holländern, die allein durch ihre Muttersprache bzw. ihre Englischkenntnisse Vorteile haben." Wenn auch bei einer Tenure-Track-Stelle irgendwann eine "Entfristung" anstehe - regelmäßige Evaluierungen und Qualitätsanforderungen gelte es trotzdem auch für arrivierte Wissenschafter zu bestehen. "Hier herrscht Konkurrenzdruck bis ins hohe Berufsalter hinein", so Fritsch, die den Anreiz zur permanenten Weiterentwicklung grundsätzlich aber nicht gering schätzen möchte.

Die Höhe der einzuwerbenden Mittel würde letztlich auch bestimmen, in welche Richtung sich die heimische Forschung bewege. Da Grundlagenforschung immer weniger finanziert werde, gehe der Trend zu angewandter Forschung. Die Wahl der Forschungsthemen spielt laut Fritsch auch bei der Karriereplanung eine Rolle: "Wer vier Jahre lang an einem exotischen Thema forscht, wird sich mit der Frage konfrontiert sehen, ob sich das rentiert - ob man danach überhaupt weitere Mittel einwerben kann. Der ökonomische Gedanke spielt da auch immer stärker hinein."

Und selbst?

Zwiespältig sieht Fritsch ihre eigene Karriere an der Uni. "Einerseits ist die wissenschaftliche Arbeit genau meins. Aber ich weiß auch, dass ich in den kommenden zwei Jahren aufgrund der Kettenvertragsregelung (Anm.: einem befristeten Arbeitsverhältnis darf nur in Ausnahmefällen und maximal acht Jahre lang wieder ein befristetes folgen) von der Uni Wien, zumindest für einen gewissen Zeitraum, weg muss." Dass bei ihrer Rückkehr dann zufällig gerade eine passende Stelle frei sei, sei unrealistisch, meint sie. "Deshalb versuche ich schon, die Augen offenzuhalten und mir nebenbei ein Standbein aufzubauen, wo ich inhaltlich an meinem Thema weiterarbeiten kann", erklärt die Forscherin.

Expertenkommentar

Grexodus, ORF Report

Laura Wiesböck
2015-07-14

Interview

Expertenkommentar

Was bringt das Schweigen

Ana Mijic
2015-07-11
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e-Health Literacy - Gesundheitsbildung 2.0. für jedes Alter?

Vera Gallistl
2015-07-10
Ärzte Krone. Fachmagazin für Ärzte
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e-health Literacy – Gesundheitsbildung 2.0 für jedes Alter?

Anna Wanka
2015-07-10

Artikel in der Ärztekrone 

Medienbericht

Lohnt es sich noch zu heiraten?

Ulrike Zartler
2015-07-07
der Standard
Expertenkommentar

UniCut: 650 Jahre Universität Wien - Akademikerin! Und jetzt?

Roland Verwiebe
2015-06-25
Okto TV
Medienbericht

Kritik am Hochschulsystem mit Hilfe der Satire, Ö1, Wissen aktuell

Laura Wiesböck
2015-06-24

Informationen: http://oe1.orf.at/programm/407611

Medienbericht

Das performierende Selbst im Hochschulsystem, ORF Science

Laura Wiesböck
2015-06-24

Interview für ORF Science

Informationen: http://science.orf.at/stories/1759418/

Medienbericht

Junge Migranten: Alles Machos?

Roland Verwiebe
2015-06-22
Der Standard
Medienbericht

Frauen in Führungspositionen - Einsamkeit und Freiheit

Eva Flicker
2015-06-18
Deutschlandfunk
Medienbericht

Frauen in Führungspositionen: Einsamkeit und Freiheit

Eva Flicker
2015-06-18
Medienbericht

Radiosendung: Frauen in Führungspositionen: Einsamkeit und Freiheit

Eva Flicker
2015-06-18

Interview mit Eva Flicker

Deutschlandfunk
Medienbericht

Wann ist ein Mann ein Mann? Die Vermessung des Mannes

Eva-Maria Schmidt
2015-05-26
Wienerin
Expertenkommentar

Wieso gelten junge männliche Migranten als Bildungsverlierer?

Roland Verwiebe
2015-05-18
Der Standard
Medienbericht

Perfektionismus: Ein Leben durch den Filter!

Eva Flicker
2015-05-13
Woman
Medienbericht

BLOGS, Lebensoptimierung und Perfektionismus

Eva Flicker
2015-05-08
Woman / Ausgabe 10
Expertenkommentar

Blog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

Heiko Kirschner
2015-05-04

Sechs Beiträge zu aktueller Forschung auf dem offiziellen Blog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie vom 04.Mai 2015 bis zum 30.Juni 2015.

Medienbericht

Österreich, Land der Überstunden

Carina Altreiter
2015-05-01

Österreich, Land der Überstunden

Vollzeitbeschäftigte Österreicher arbeiten in der EU am zweitlängsten. Auch bei der Teilzeitbeschäftigung liegt Österreich vorne

Die Arbeitszeitdaten der EU-Statistikbehörde Eurostat zeigen: 44.2 Stunden pro Woche arbeiten Vollzeiterwerbstätige in Griechenland in der Woche. Damit liegt der südeuropäische Staat an der Spitze. Österreich folgt auf dem zweiten Platz 43 Stunden werden pro Woche geleistet.

Werden die Teilzeiterwerbstätige in die Arbeitzeitstatistik inkludiert, rutscht Österreich auf Platz 25 ab. Bedingt wird das durch den hohen Anteil an Teilzeitangestellten: 27,5 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten in Teilzeit. Eine höhere Teilzeitquote haben nur die Niederlande.

Teilzeitarbeit ist in Europa Frauensache. In allen EU-Ländern arbeiten Frauen häufiger Teilzeit als Männer. Die österreichische Teilzeitquote bei Frauen von 48 Prozent ist die zweithöchste in Europa. Bei Männern liegt Österreich mit 9,2 Prozent an 9. Stelle.

Die hohe Teilzeitquote bei Frauen ist dadurch bedingt, dass Frauen viel häufiger Kinderbetreuung und Pflegeaufgaben übernehmen erklärt Carina Altreiter vom Institut für Soziologie der Universität Wien. Die Arbeitssoziologin gibt zu bedenken, dass in den von Eurostat geführten Statistiken nur die bezahlte Arbeit berücksichtigt ist: "Inkludiert man die unbezahlte Arbeit, die Frauen leisten, arbeiten diese mehr Wochenstunden als Männer". Selbst wenn die Männer häufiger Überstunden leisten.

Dass auf der einen Seite zu viel gearbeitet wird, während andere keine existenzsichernde Arbeit haben, kritisiert Christoph Klein von der Abteilung Sozialpolitik der Arbeiterkammer Wien: "Ein Viertel der Überstunden in Österreich sind noch dazu unbezahlt". Die Arbeiterkammer fordert neben der korrekten Abgeltung von geleisteter Arbeit, statt Überstunden zu verlangen zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen oder Teilzeitverträge aufzustocken.

Viele Vollzeitangestellten wünschen sich, weniger zu arbeiten. Deutlich wird dies in Kollektivverträgen mit sogenannter Freizeitoption. Gerade Mitarbeiter zwischen 30 und 50 nehmen die Möglichkeit statt einer Gehaltserhöhung mehr Freizeit zu haben gerne an. Den dadurch reduzierten Arbeitsdruck sieht Klein positiv: gesünder und länger arbeiten zu können sei wichtig, gerade wenn über eine Anhebung des Pensionsalters gesprochen wird.

In Befragungen der Arbeiterkammer Wien aus dem Jahr 2010 gaben 35 Prozent der Überstundenleistenden an, gern weniger arbeiten zu wollen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt der Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer Oberösterreich: 35 Prozent der vollbeschäftigten Männer leisten Überstunden, jedoch nur 13 Prozent wünschen sich eine Arbeitszeit von über 40 Stunden. (Michael Bauer, DerStandard.at, 1.5.2015)

DerStandard.at
Medienbericht

Ranjeni identiteti Bosne i Hercegovine

Ana Mijic
2015-03-29
Radio-Televizija Srbije
Medienbericht