Wir gratulieren Anna Durnová zum ERC Advanced Grant

Unsere Professorin Anna Durnová erhält einen von zwei ERC Advanced Grants für die Universität Wien. Die prestigeträchtige Forschungsförderung ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro über fünf Jahre dotiert und wird das soziologische Forschungsprojekt „LONERS – Loneliness, Emotions and Regulation: Understanding Institutions through Privacy“ ermöglichen. Das Programm des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) unterstützt grundlagenorientierte Pionierforschung mit hohem Innovationspotenzial.

Den zweiten ERC Advanced Grant für die Universität Wien erhält die Mikrobiologin Dagmar Woebken für ihr Forschungsprojekt „WinMicAct“. Europaweit wurden im ERC-AdG-Call 2024 über 2.500 Projekte eingereicht, von denen insgesamt 281 eine Förderung erhalten. Seit 2007 wurden insgesamt bereits 149 ERC Grants an Forscher*innen der Universität Wien vergeben.

Über Durnovás Projekt "LONERS"

Gesellschaftliche Antworten auf Einsamkeit

Einsamkeit wird zunehmend als zentrale gesellschaftliche Herausforderung erkannt – nicht nur als individuelles Gefühl, sondern auch als Faktor, der Gesundheit, sozialen Zusammenhalt und Vertrauen in Institutionen beeinflusst. In ihrem ERC-geförderten Forschungsprojekt LONERS geht Anna Durnová der Frage nach, wie Einsamkeit emotional erlebt wird und wie sie in gesellschaftlichen Debatten verhandelt und von Institutionen aufgegriffen wird. Um die vielfältigen Emotionen in diesem Kontext besser zu verstehen, verbindet das Projekt Einsamkeitsforschung mit emotionssoziologischen Ansätzen. Ziel ist es, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie emotionale Erfahrungen gesellschaftlich und politisch verhandelt werden und welche Folgen dies für die Regulierung von Privatsphäre hat. Ist Einsamkeit nur ein vorübergehendes Gefühl, das man durch Achtsamkeit oder bewussten Perspektivenwechsel selbst überwinden kann? Ab wann wird sie zu einem Risiko für die betroffene Person und ihr Umfeld, so dass ein Eingreifen von außen gerechtfertigt ist? Dabei wird untersucht, in welchen Momenten institutionelle Unterstützung notwendig sein könnte und wie dabei die Privatsphäre in Spiel kommt. Ziel ist es, ein neues Verständnis der „Politik der Privatsphäre“ zu entwickeln, das Wege aufzeigt, wie das emotionale Wohlbefinden in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft geschützt werden kann.

LONERS basiert auf einer breit angelegten, empirischen Untersuchung, die Life-Story-Interviews, Analysen persönlicher Blogs sowie die Auswertung von Expert*innendebatten sowie politischen und wissenschaftlichen Diskursen umfasst. Die Forschung erstreckt sich über Österreich, die Slowakei, Italien und die Niederlande und erlaubt so einen internationalen Vergleich der Erfahrungen und institutionellen Umgangsweisen. LONERS liefert damit wertvolle Grundlagen, um gesellschaftliche Antworten auf Einsamkeit zu entwickeln sowie neue Einsichten in den Zusammenhang von Emotionen, gesellschaftlichen Normen und institutionellen Handlungsfeldern im Kontext von Einsamkeit zu gewinnen.

Über Anna Durnová

Anna Durnová ist Professorin für Politische Soziologie am Institut für Soziologie der Universität Wien und Faculty Fellow am Yale University Center for Cultural Sociology. In ihrer Forschung widmet sie sich der Rolle von Emotionen in demokratischen Gesellschaften. Zuvor war sie u.a. als Elise-Richter-Stipendiatin am Institut für Höhere Studien in Wien tätig sowie an der Karlsuniversität Prag und der Universität Lyon. Sie habilitierte sich an Sciences Po Paris.

Sie leitete zahlreiche Projekte zu Demokratie und Emotionen und koordiniert aktuell das internationale Horizon-Europe-Projekt CIDAPE – „Climate, Inequality, and Democratic Action: The Force of Political Emotions“. Zu ihren Publikationen zählen The Politics of Intimacy (2018) und Understanding Emotions in Post-Factual Politics (2019). Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist sie auch publizistisch tätig, veröffentlichte 2022 ein populärwissenschaftliches Kinderbuch und ihr feministisches Theaterstück Hodina ženy wurde vom Divadlo Feste inszeniert. 2024 wurde sie mit dem Mattei Dogan Foundation Prize for European Political Sociology ausgezeichnet.

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