Reflexivität als ein unverzichtbares Prinzip der (reflexiven) Migrationsforschung hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Während die Relevanz der Reflexivität und ihre Begründungen ausführlich diskutiert werden, wissen wir nur wenig darüber, wie (mehr) Reflexivität innerhalb des Forschungsprozesses selbst erreicht werden kann. In Anlehnung an das von Dahinden et al. (2021) vorgeschlagene Verständnis von Reflexivität als „ein Prozess der Dezentrierung“ möchten wir unsere Erfahrungen aus dem transdisziplinären Forschungsprojekt „The Art of Arriving. Reframing ‚Refugee Integration‘“ nutzen, um zu veranschaulichen, wie die Einbeziehung künstlerischer Praktiken als Strategie der Dezentrierung genutzt werden kann. Konkret möchten wir aufzeigen, wie die Zusammenarbeit mit Künstler:innen und die Interpretation ästhetischer Ausdrucksformen durch Rezipient:innen zur Dezentrierung in verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses beitragen können. Wir argumentieren, dass Dezentrierung nicht nur aus forschungsethischer Perspektive essenziell ist, sondern auch zu einer inhaltlichen Bereicherung der Forschungsergebnisse führt. In unserem Fall betrifft dies das Verständnis des vielschichtigen Ankunftsprozesses im Kontext der Fluchtmigration, der erst durch einen multiperspektivischen Ansatz zugänglich wird.
An der Schnittstelle von Kunst und Soziologie: Dezentrierung als Mittel einer reflexiven Migrationsforschung
